Automatische Türantriebe im Bestand: Nachrüstung und Stromverbrauch optimieren

Warum automatische Türen im Bestand mehr sparen, als sie verbrauchen

Stellen Sie sich vor, Sie öffnen eine Tür - und sie öffnet sich von allein. Kein Drücken, kein Ziehen, kein Warten. Für Menschen mit Gehbehinderung, Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen ist das kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Doch was viele nicht wissen: Eine automatische Tür im Altbau spart nicht nur Mühe, sondern auch Strom - wenn sie richtig eingestellt ist.

Im Jahr 2025 ist es kein Wunder mehr, dass Türen automatisch öffnen. Doch in bestehenden Gebäuden, besonders in Altbauten aus den 60er bis 80er Jahren, ist die Nachrüstung noch immer eine Herausforderung. Viele denken: "Das verbraucht doch viel Energie!" Doch die Realität sieht anders aus. Moderne Systeme wie der ASSA ABLOY ecoLOGIC oder der Dorma ED 100 verbrauchen im Standby weniger als 13 Watt pro Stunde. Das ist weniger als eine LED-Lampe. Und wenn sie clever gesteuert werden, sparen sie sogar mehr Energie, als sie verbrauchen - durch weniger Wärmeverlust.

Wie viel Strom verbraucht eine automatische Tür wirklich?

Die Angaben der Hersteller sind oft verwirrend. Einige nennen nur den Motorverbrauch, andere die gesamte Steuereinheit mit Sensoren. Das macht einen Unterschied von bis zu 40 %. Hier die klaren Zahlen:

  • ASSA ABLOY SL500: 12,7 Wh im Standby, 32 Wh im aktiven Betrieb
  • Dorma ED 100: 8,2 Wh im Standby - das geringste Verbrauchsniveau auf dem Markt
  • Hörmann PortaMatic: weniger als 15 kWh pro Jahr - das entspricht knapp 3 Euro bei 29 Cent pro kWh
  • GEZE Powermatic: 18,5 W im Dauerbetrieb - höher, aber mit mehr Leistung für schwere Türen

Ein durchschnittlicher Türantrieb öffnet und schließt sich 10-20 Mal pro Tag. Bei 365 Tagen und einem Verbrauch von 10 Wh pro Öffnung ergibt das etwa 73 kWh pro Jahr. Klingt viel? Vergleichen Sie das mit einer manuellen Tür, die aus Vergessenheit 2-3 Stunden pro Tag offen bleibt. In einem beheizten Gebäude verliert das pro Jahr bis zu 120 kWh an Wärmeenergie - das ist mehr als das Doppelte des Stromverbrauchs der automatischen Tür.

Die Fraunhofer-Gesellschaft hat 2022 gemessen: Eine manuell geöffnete Tür verursacht durch unkontrolliertes Offenstehen bis zu 15 % mehr Wärmeverlust als eine automatisch geschlossene. Das bedeutet: Eine richtig eingestellte automatische Tür spart Heizkosten - und das mehr als sie an Strom verbraucht.

Barrierefreiheit ist nicht nur Pflicht - sie ist rentabel

Seit 2017 gilt die DIN 18040-1 als verbindliche Norm für barrierefreies Bauen. Für öffentliche Gebäude, Krankenhäuser, Ämter und Einzelhandel ist die Nachrüstung seit 2025 Pflicht. Aber auch Privatpersonen profitieren. Ein Seniorenhaus in Stuttgart hat nach der Nachrüstung mit GEZE-Türantrieben die Pflegezeit pro Tag um 15 Minuten reduziert. Das sind über 90 Stunden pro Jahr, die für andere Aufgaben genutzt werden können.

Und es geht nicht nur um Mobilität. Eine automatische Tür ist auch für Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit Einkaufstaschen oder Personen mit Gipsbein ein Riesenvorteil. 89 % der Nutzer auf barrierefrei.de nennen genau das als Hauptgrund für die Nachrüstung. Die Technik macht nicht nur das Leben leichter - sie verändert es.

Vergleich: offene manuelle Tür verliert Wärme vs. automatisch schließende Tür spart Energie.

Welche Systeme eignen sich für Altbauten?

Nicht jede Tür lässt sich gleich automatisieren. In Altbauten gibt es oft Drehflügeltüren - schmal, schwer, aus Holz, oft ohne Rahmenverstärkung. Hier braucht man Low-Energy-Antriebe, die mit max. 25 Nm Drehmoment auskommen und bei Widerstand sofort stoppen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben nach EN 16005 für barrierefreien Zugang.

Die besten Modelle für Altbauten:

  • Dorma ED 100: kompakt, leise, ideal für schmale Türen bis 1.200 mm Breite
  • ASSA ABLOY SL500: robust, mit integriertem Smart-Home-Modul, passt auch auf schwere Türen bis 100 kg
  • Hörmann PortaMatic: günstig im Betrieb, aber weniger flexibel bei Smart-Home-Anbindungen

Schiebetüren sind in Neubauten Standard - aber in Altbauten oft nicht machbar. Die Öffnungsbreite ist zu klein, die Wandstruktur nicht tragfähig. Deshalb bleiben Drehflügelsysteme die einzige praktikable Lösung für die meisten Bestandsgebäude.

Stromkosten vs. Anschaffungskosten: Was lohnt sich?

Ein Türantrieb kostet zwischen 1.200 und 2.500 Euro - ohne Installation. Das ist viel Geld. Aber rechnen Sie weiter.

Die Hörmann PortaMatic verbraucht jährlich 14 kWh. Bei 47 Cent pro kWh sind das 6,58 Euro. Ein ASSA ABLOY SL500 mit Sustainable-Mode-Modul (32 Euro Nachrüstung) spart zusätzlich 19 % - also nur noch 5,33 Euro pro Jahr. Das ist weniger als ein Monatskaffee.

Jetzt kommen die Heizkosteneinsparungen: Wenn eine Tür 2 Stunden täglich offen bleibt, verliert ein Einfamilienhaus im Winter bis zu 200 kWh Wärmeenergie. Bei 8 Cent pro kWh Heizenergie sind das 16 Euro pro Jahr - nur durch diese eine Tür. Und das ist nur ein Beispiel. In einem Mehrfamilienhaus mit 10 Türen sind das 160 Euro - und das nur durch vermeidbaren Wärmeverlust.

Die Studie von ASSA ABLOY Entrance Systems Austria zeigt: Bei 100 Türen in einem Handelszentrum spart die Nachrüstung 14.000 kWh Strom und Wärme pro Jahr. Das entspricht der CO₂-Einsparung von 4.200 Litern Benzin. Die Anschaffungskosten amortisieren sich in 3-5 Jahren - und danach ist es reiner Gewinn.

Intelligente Tür mit IoT-Verbindung in Seniorenheim, synchronisiert mit Raumtemperatur.

Die größte Gefahr: Falsch eingestellte Sensoren

Die Technik ist gut. Aber sie ist nur so gut wie ihre Einstellung. 41 % aller Supportanfragen bei ASSA ABLOY im ersten Quartal 2023 betrafen falsch justierte Sensoren. Ein Sensor, der zu weit reagiert, öffnet die Tür, wenn niemand kommt. Ein zu sensibler Sensor, der bei Wind oder einem vorbeigehenden Hund auslöst, führt zu unnötigen Öffnungen - und damit zu mehr Stromverbrauch.

Ein falsch eingestellter Antrieb kann den Verbrauch um bis zu 30 % erhöhen. Das ist kein technisches Problem - das ist ein Planungsfehler. Deshalb ist die Installation nicht nur Sache des Elektrikers, sondern auch der Planung.

Ein Elektriker mit Elektrofachkraft-Qualifikation (DGUV Vorschrift 3) braucht durchschnittlich 2,5 Stunden pro Tür. Aber danach kommt die Einstellung: Die Sensoren müssen auf die Raumtemperatur, den Luftzug, die Fußgängerströme und die Türgewichtsverhältnisse abgestimmt werden. Das dauert mindestens 1-2 Stunden zusätzlich. Wer das überspringt, spart Zeit - und verliert Geld.

Wartung und Zukunft: Was kommt als Nächstes?

Ein Türantrieb braucht Wartung. Nicht jede Woche - aber halbjährlich. Schmieren der Antriebswelle, Prüfung der Sicherheitsfunktionen, Überprüfung der Sensorlage. Wer das ignoriert, riskiert Verschleiß - und teure Reparaturen.

Die Zukunft ist digital. Bis 2025 sollen 60 % der neuen Anlagen IoT-fähig sein. Das bedeutet: Die Tür kommuniziert mit der Heizung, der Lüftung, dem Licht. Wenn der Raum kalt ist, öffnet sie sich nur kurz. Wenn niemand da ist, bleibt sie geschlossen - selbst wenn jemand in der Nähe steht. Der ASSA ABLOY ecoLOGIC macht das bereits heute: Er passt die Öffnungszeit an die Raumtemperatur an und spart so zusätzliche 12 % Energie.

GEZE arbeitet an Powermatic 3.0, das 2024 mit 30 % geringerem Standby-Verbrauch kommt. Und ASSA ABLOY hat im März 2023 das Sustainable-Mode-Modul eingeführt - ein Nachrüstkit für 32 Euro, das den Verbrauch um 19 % senkt. Das ist kein Upgrade - das ist eine neue Generation.

Was bleibt: Die richtige Entscheidung treffen

Automatische Türantriebe sind kein Luxus. Sie sind eine Investition in Barrierefreiheit, Energieeffizienz und Lebensqualität. In Altbauten sind sie oft die einzige Möglichkeit, Türen sicher und komfortabel nutzbar zu machen - besonders für ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit Behinderungen.

Die Kosten sind hoch, aber die Einsparungen höher. Die Technik ist reif. Die Normen sind klar. Der Markt wächst - und die Nachfrage steigt.

Wenn Sie eine Tür nachrüsten, fragen Sie nicht: "Wie viel kostet das?" Sondern: "Wie viel kostet es, wenn ich es nicht mache?"

Ein falsch eingestellter Antrieb kostet Geld. Ein richtig eingestellter spart mehr, als er verbraucht - und macht Ihr Haus nicht nur moderner, sondern auch menschlicher.

Kann ich einen automatischen Türantrieb selbst einbauen?

Nein. Die Installation muss von einem Elektriker mit Elektrofachkraft-Qualifikation (gemäß DGUV Vorschrift 3) durchgeführt werden. Automatische Türen sind elektrische Anlagen, die mit 230 V arbeiten und Sicherheitsfunktionen enthalten. Falsch angeschlossen, können sie gefährlich werden. Auch die Einstellung der Sensoren erfordert Fachwissen - das kann kein Laie korrekt vornehmen.

Welche Türbreite ist für automatische Antriebe geeignet?

Die meisten Systeme unterstützen Türen bis 1.600 mm Breite. Für Altbauten mit schmalen Türen (unter 1.000 mm) eignen sich besonders der Dorma ED 100 oder der ASSA ABLOY SL500. Beide sind für Drehflügeltüren optimiert. Schiebetüren erfordern mehr Platz und sind in Altbauten oft nicht machbar.

Wie oft muss ich die Tür warten lassen?

Bei 50 Öffnungen pro Tag - also etwa 18.000 pro Jahr - empfehlen alle Hersteller eine halbjährliche Wartung. Das bedeutet: Schmieren der Antriebswelle, Prüfung der Sicherheitsfunktionen, Reinigung der Sensoren und Überprüfung der Einstellungen. Bei weniger Nutzung reicht einmal jährlich. Aber nie vergessen: Ohne Wartung steigt die Ausfallwahrscheinlichkeit.

Kann ich einen alten Türantrieb auf ein neues System umrüsten?

Nur bedingt. Die meisten Systeme sind nicht nachrüstbar. Der Antriebsmotor, die Steuerung und die Befestigung sind meist spezifisch für das Modell. Eine komplette Neuausstattung ist meist günstiger als eine teure Umrüstung. Die Ausnahme: ASSA ABLOY bietet das Sustainable-Mode-Modul als Nachrüstkit an - aber nur für bestimmte SL500-Modelle.

Gibt es Förderungen für automatische Türantriebe?

Ja - aber nur für bestimmte Fälle. Bei Umbauten in öffentlichen Gebäuden oder bei Wohnungen mit behinderten Bewohnern gibt es oft Zuschüsse über die KfW oder die Kommune. Für private Haushalte ohne behinderte Personen gibt es aktuell keine bundesweite Förderung. Prüfen Sie immer bei Ihrer Kommune oder dem örtlichen Behindertenbeauftragten nach - manchmal gibt es lokale Programme.

Warum ist die Installation in Altbauten teurer?

Weil die Voraussetzungen schlechter sind. Altbautüren haben oft keine stabile Rahmenverstärkung, sind aus Holz und nicht für elektrische Antriebe ausgelegt. Das bedeutet: Zusätzliche Verstärkungen, neue Bohrungen, Verkabelung durch alte Wände, Anpassung der Bodenplatte - das alles braucht Zeit und Material. Ein Einbau in einem Neubau dauert 1-2 Stunden. In einem Altbau 3-5 Stunden. Das macht den Preisunterschied.

Kommentare

Markus Aerni

Markus Aerni

Die Zahlen stimmen, aber wer sagt, dass 13 Watt im Standby nicht immer noch verschwendet ist? Energie sparen heißt, gar nicht erst zu verbrauchen.
Und nein, ich hab keinen Rollstuhl, aber ich hab auch keine Lust, für einen Kaffee 200 Euro im Jahr zu zahlen.

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