Beim Hauskauf denken die meisten an den Kaufpreis. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wer eine Immobilie finanzieren will, muss auch auf die Bankgebühren und Schätzgebühren achten. Diese Kosten kommen oft überraschend - und können schnell mehrere Tausend Euro ausmachen. In Deutschland zahlt ein durchschnittlicher Käufer heute zwischen 1.500 und 4.000 Euro an Nebenkosten, wenn er ein Haus oder eine Wohnung kauft. Dabei ist das nur ein Teil der Wahrheit. Denn viele Banken verstecken Gebühren hinter Zinsen, Vermittlern oder vermeintlich kostenlosen Angeboten.
Was sind Bankgebühren bei einer Immobilienfinanzierung?
Bankgebühren sind alle Kosten, die die Kreditinstitute für die Bearbeitung Ihres Darlehens erheben. Das klingt simpel - aber was genau zählt dazu? Früher gab es klare Bearbeitungsgebühren von bis zu 2 % der Kreditsumme. Heute ist das fast verschwunden. Warum? Weil die Gesetze das verbieten. Die sogenannte Verbraucherkreditrichtlinie schreibt seit 2016 vor: Banken dürfen keine pauschalen Bearbeitungsgebühren mehr verlangen.
Doch das bedeutet nicht, dass es keine Gebühren mehr gibt. Banken haben einfach umgeschichtet. Statt einer klaren Gebühr verlangen sie jetzt höhere Zinsen - oder verrechnen die Kosten über Provisionen an Vermittler. Das ist der Trick. Ein Angebot mit 3,2 % Zinsen klingt günstig - aber wenn die Bank dem Vermittler 1,5 % Provision zahlt, dann wird dieser Teil der Provision auf Sie als Kunde umgelegt. Sie zahlen also indirekt. Die Bank nennt das „Zinszuschlag“. Sie zahlen es - ohne es zu sehen.
Regionale Banken wie Sparkassen oder Volksbanken sind hier oft transparenter. Sie verlangen keine Vermittlerprovisionen, weil sie selbst beraten. Aber sie haben längere Bearbeitungszeiten. Große Banken wie Commerzbank oder Deutsche Bank arbeiten fast ausschließlich mit Vermittlern wie Interhyp oder Verivox. Hier ist Vorsicht geboten: Die Werbung sagt „kostenlose Beratung“. Aber das ist nur wahr, wenn Sie nicht auf den Zinszuschlag achten.
Wie viel kostet eine Schätzung der Immobilie?
Bevor eine Bank Ihnen Geld leiht, muss sie wissen, was Ihre Immobilie wert ist. Dafür beauftragt sie einen Gutachter - und Sie zahlen dafür. Diese Kosten nennt man Schätzgebühren oder Gutachterkosten. Sie fallen immer an, egal ob Sie eine Eigentumswohnung, ein Einfamilienhaus oder ein Grundstück kaufen.
Die Höhe variiert je nach Region und Immobilientyp. In Kassel, wo ich lebe, zahlt man für eine durchschnittliche 120 m²-Wohnung etwa 450 bis 600 Euro. In München oder Frankfurt kann es leicht über 1.000 Euro werden. Bei größeren Häusern mit Grundstücken oder besonderen Merkmalen (z. B. Denkmalschutz) steigen die Kosten weiter. Die Gutachter rechnen nach Fläche, Lage, Alter und Ausstattung. Ein einfaches Formular reicht nicht - es muss ein schriftlicher, fachlich fundierter Bericht sein.
Wichtig: Die Schätzgebühr zahlt immer der Kreditnehmer - nicht die Bank. Die Bank wählt den Gutachter aus, und Sie bekommen die Rechnung. Es gibt keine Möglichkeit, das zu umgehen. Auch wenn Sie einen privaten Gutachter beauftragen, den die Bank akzeptiert - Sie zahlen trotzdem. Es gibt keine Ausnahme. Die einzige Frage ist: Wie hoch ist die Rechnung?
Warum unterscheiden sich die Gebühren so stark?
Nicht alle Banken verrechnen Gebühren gleich. Das liegt an drei Gründen: Bonität, Region und Kreditstruktur.
Erstens: Ihre Bonität. Wenn Sie ein hohes Einkommen haben, wenig Schulden und eine starke Anzahlung, dann sind Sie ein geringes Risiko. Banken geben Ihnen günstigere Konditionen - und oft auch niedrigere versteckte Gebühren. Wenn Sie dagegen nur 10 % Eigenkapital haben oder selbstständig sind, dann wird die Bank Ihre Finanzierung als riskanter einstufen. Und das spiegelt sich in höheren Zinsen wider - die dann quasi als Gebühr wirken.
Zweitens: Die Region. In ländlichen Gebieten wie Hessen oder Sachsen-Anhalt sind die Schätzgebühren oft niedriger. Die Immobilien sind einfacher zu bewerten. In Städten wie Hamburg oder Stuttgart gibt es mehr komplexe Objekte - und damit höhere Gutachterkosten. Auch die Banken selbst haben unterschiedliche Gebührenmodelle. Eine Sparkasse in Kassel hat andere Regeln als eine Großbank in Berlin.
Drittens: Die Laufzeit und Tilgung. Ein 30-jähriger Kredit mit 1 % Tilgung kostet weniger Zinsen pro Monat - aber insgesamt mehr. Die Bank verlangt hier oft höhere Zinszuschläge, weil das Risiko länger besteht. Ein 15-jähriger Kredit mit 3 % Tilgung ist teurer im Monat, aber die Bank akzeptiert ihn oft mit günstigeren Zinsen - und damit weniger versteckten Gebühren.
Wie berechnen Sie die Gesamtkosten richtig?
Der effektive Jahreszins (EJZ) ist Ihr bester Freund. Er steht immer im Kreditvertrag - und er muss alle Kosten enthalten: Zinsen, Gebühren, Versicherungen, sogar die Schätzgebühr. Aber: Viele Banken berechnen den EJZ nur mit Zinsen und Bearbeitungskosten - nicht mit der Schätzgebühr. Das ist rechtlich zulässig, aber irreführend.
Um die echten Kosten zu sehen, rechnen Sie selbst:
- Rechnen Sie die Zinskosten für die gesamte Laufzeit aus (z. B. 30 Jahre bei 3,5 % Zins auf 300.000 € = etwa 180.000 € Zinsen).
- Addieren Sie die Schätzgebühr (z. B. 500 €).
- Addieren Sie alle anderen Kosten: Notarkosten (ca. 1,5-2 % der Kaufsumme), Grunderwerbsteuer (5-6,5 % je nach Bundesland), Grundbucheintrag (ca. 0,5 %).
- Teilen Sie die Summe durch die Kreditsumme - und vergleichen Sie mit anderen Angeboten.
Beispiel: Sie kaufen eine Wohnung für 400.000 € mit 300.000 € Kredit. Die Schätzgebühr beträgt 550 €. Die Notarkosten sind 7.000 €. Die Grunderwerbsteuer in Hessen ist 6,5 % = 26.000 €. Grundbucheintrag: 1.500 €. Das sind 35.050 € Nebenkosten - ohne die Zinsen. Dazu kommen die Zinsen über 30 Jahre. Wenn Sie jetzt zwei Angebote vergleichen, dann schauen Sie nicht nur auf den Zinssatz. Schauen Sie auf die Gesamtkosten.
Wie können Sie Gebühren sparen?
Ja, es geht. Aber nur, wenn Sie strategisch vorgehen.
- Vermeiden Sie Vermittler mit Zinszuschlag. Fragen Sie direkt bei der Bank an, ob sie Vermittler einsetzen. Wenn ja, fragen Sie: „Wird dadurch mein Zinssatz erhöht?“ Wenn die Antwort „Ja“ ist, gehen Sie weiter.
- Wählen Sie eine regionale Bank. Sparkassen und Volksbanken haben oft günstigere Konditionen, weil sie keine Provisionen an externe Vermittler zahlen. Die Beratung ist persönlich - und die Gebühren transparenter.
- Verhandeln Sie die Schätzgebühr nicht - aber wählen Sie den Gutachter. Die Bank wählt den Gutachter aus, aber Sie können einen Vorschlag machen. Fragen Sie bei anderen Banken, welchen Gutachter sie verwenden. Dann fragen Sie: „Können Sie den Gutachter von [Bank X] akzeptieren?“ Manchmal ja - und dann können Sie den Preis aushandeln.
- Vermeiden Sie Kredite mit niedriger Tilgung. 1 % Tilgung klingt attraktiv - aber die Bank belohnt Sie dafür mit höheren Zinsen. 2 % Tilgung ist oft günstiger in der Gesamtrechnung.
Was ändert sich 2025 mit CRR III?
Ab 2025 gilt die neue CRR-III-Regelung. Sie verlangt von Banken, dass sie den Beleihungswert der Immobilie nicht über 60 % hinausfinanzieren - wenn es sich um ein Risikokredit handelt. Das bedeutet: Wer nur 20 % Eigenkapital hat, bekommt höchstens 60 % des Marktwerts als Kredit. Wer 30 % Eigenkapital hat, kann bis zu 70 % finanzieren.
Das hat zwei Folgen: Erstens, viele Käufer müssen mehr Eigenkapital aufbringen. Zweitens, Banken werden die Kredite für Risikokunden mit höheren Zinsen und versteckten Gebühren belegen. Wer wenig Eigenkapital hat, zahlt mehr - und zwar doppelt: durch höhere Zinsen und durch höhere Nebenkosten.
Das ist kein Mythos. Es ist Gesetz. Und es wird die Immobilienfinanzierung in Deutschland verändern. Wer jetzt noch mit 5 % Eigenkapital plant, sollte sich jetzt umstellen - sonst wird es teuer.
Fazit: Was Sie wirklich wissen müssen
Bankgebühren und Schätzgebühren sind kein Nebenschauplatz - sie sind ein zentraler Teil der Immobilienfinanzierung. Viele Käufer unterschätzen sie. Sie denken: „Der Zins ist alles.“ Aber der Zins ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Schätzgebühr, die Notarkosten, die Grunderwerbsteuer - das sind die echten Kosten. Und die versteckten Gebühren über Zinszuschläge? Die sind oft die teuersten.
Prüfen Sie jedes Angebot mit einem einfachen Test: Rechnen Sie die Gesamtkosten aus - inklusive Schätzung, Notar und Steuer. Vergleichen Sie nicht nur Zinsen. Vergleichen Sie die Summe. Und fragen Sie immer: „Woher kommt der Zins? Ist er wirklich niedrig - oder wird er durch Provisionen aufgebläht?“
Die Zeit, in der man einfach den günstigsten Zins nahm, ist vorbei. Heute zählt die Transparenz. Und die finden Sie nur, wenn Sie genau hinschauen - und nicht nur auf die Werbung.
Sind Schätzgebühren bei Immobilienfinanzierung gesetzlich geregelt?
Nein, die Höhe der Schätzgebühren ist nicht gesetzlich festgelegt. Die Banken dürfen selbst entscheiden, welchen Gutachter sie beauftragen - und der Gutachter legt seine Gebühr selbst fest. Allerdings müssen die Kosten transparent sein und im Kreditvertrag aufgeführt werden. Es gibt keine Obergrenze, aber in der Praxis liegen die Kosten zwischen 200 und 1.000 Euro, je nach Immobilientyp und Region.
Kann ich die Schätzgebühr selbst bezahlen, um sie zu senken?
Ja, das ist möglich - aber nur, wenn die Bank den von Ihnen gewählten Gutachter akzeptiert. Sie können einen unabhängigen Gutachter beauftragen, der günstiger ist, und die Bank bitten, den Bericht zu übernehmen. Viele Banken akzeptieren das, besonders wenn der Gutachter qualifiziert ist und die Bewertung den Standards entspricht. So können Sie bis zu 30 % sparen.
Warum ist der effektive Jahreszins nicht immer aussagekräftig?
Der effektive Jahreszins (EJZ) enthält Zinsen und Bearbeitungsgebühren - aber nicht immer die Schätzgebühr oder die Grunderwerbsteuer. Das ist gesetzlich erlaubt, aber irreführend. Der EJZ ist nützlich, um zwei Kreditangebote zu vergleichen - aber er sagt nicht die gesamte Wahrheit. Sie müssen die Nebenkosten separat addieren, um die echten Kosten zu sehen.
Gibt es Banken, die keine Gebühren verlangen?
Ja - aber nur, wenn Sie direkt bei einer Sparkasse oder Volksbank einen Kredit beantragen, ohne Vermittler. Diese Banken verlangen keine Bearbeitungsgebühren und zahlen keine Provisionen an externe Anbieter. Sie machen ihren Gewinn über die Zinsdifferenz. Das bedeutet: Sie bekommen einen klaren Zinssatz - ohne versteckte Kosten. Allerdings ist die Beratung oft langsamer und weniger digital.
Wie viel Geld sollte ich zusätzlich zum Kaufpreis einplanen?
Planen Sie mindestens 10-15 % des Kaufpreises zusätzlich ein. Dazu gehören: Grunderwerbsteuer (5-6,5 %), Notarkosten (1,5-2 %), Grundbucheintrag (ca. 0,5 %), Schätzgebühr (0,1-0,3 %) und eventuell Maklerprovision (3-6 %, wenn Sie über einen Makler kaufen). Bei einem Haus für 400.000 € sind das 40.000-60.000 € Nebenkosten - ohne Zinsen. Wer das nicht bedenkt, läuft Gefahr, später finanziell unter Druck zu geraten.
Kommentare
Lukas Witek
Ich hab vor zwei Jahren meine Wohnung gekauft und dachte, die Zinsen sind das Wichtigste. Bis ich die Rechnung vom Gutachter gesehen hab. 720 Euro. Für eine 80er-Wohnung. Ich hab gedacht, das ist ein Scherz. Aber nein, das ist Standard. Jetzt checke ich jedes Angebot auf die versteckten Kosten. Wer das nicht tut, zahlt doppelt.