Im Reihenhaus ist Außendämmung oft nicht möglich. Die Nachbarwand steht direkt an der Grundstücksgrenze - bauen Sie draußen etwas an, verletzen Sie das Nachbarrecht. Das zwingt viele Hausbesitzer zur Innendämmung. Doch hier lauern Fallstricke. Eine schlecht gemachte Innendämmung führt nicht nur zu höheren Heizkosten, sondern zu Schimmel, feuchten Wänden und teuren Reparaturen. Der Schlüssel liegt nicht im Dämmstoff, sondern in der Luftdichtheit. Wer das nicht versteht, macht einen Fehler, den er später mit Tausenden von Euro bezahlt.
Warum Luftdichtheit bei Innendämmung entscheidend ist
| n50-Wert (h⁻¹) | Bewertung | Praktische Auswirkung |
|---|---|---|
| ≤ 1,5 | Sehr dicht | Passivhaus-Niveau, ideal für Innendämmung |
| 1,6 - 3,0 | Akzeptabel | Mindestanforderung nach GEG 2024 |
| 3,1 - 5,0 | Mäßig dicht | Reicht nicht für Innendämmung - Risiko von Schimmel |
| ≥ 8,0 | Sehr undicht | Heizenergieverlust, hohe Feuchtigkeit in der Wand |
Bei Innendämmung ist die Luftdichtheit nicht nur wichtig - sie ist lebenswichtig. Warum? Warme Raumluft enthält Feuchtigkeit. Wenn diese Luft in die Wand eindringt und auf eine kältere Schicht trifft, kondensiert sie. Das ist Tauwasser. Und Tauwasser in der Wand = Schimmel. Das passiert besonders leicht bei Innendämmung, weil die Wärmedämmung die Wand von innen isoliert. Die Wand bleibt kälter als bei Außendämmung. Die Feuchtigkeit hat jetzt keinen Ausweg mehr.
Die Luftdichtheitsebene muss deshalb immer auf der warmen Seite liegen - also direkt hinter der Innendämmung, vor der Wand. Sie ist wie eine undurchlässige Folie, die die feuchte Luft daran hindert, in die Konstruktion zu gelangen. Kein Dämmstoff, egal wie gut er ist, kann das ersetzen. Ein n50-Wert von 3,0 h⁻¹ ist laut GEG 2024 die neue Mindestanforderung. Wer nur 5,0 h⁻¹ erreicht, hat versagt. Der Unterschied zwischen 3,0 und 5,0 ist nicht nur eine Zahl - es ist der Unterschied zwischen einem trockenen Haus und einem, das in 2 Jahren Schimmel an den Deckenrändern hat.
Die 5 kritischen Anschlüsse, die alles ruinieren können
Die größten Lecks sind nicht in der Mitte der Wand. Sie sind an den Rändern. An den Stellen, wo die Dämmung auf andere Bauteile trifft. In Reihenhäusern gibt es fünf kritische Anschlüsse, die fast immer falsch ausgeführt werden:
- Trennfuge zur Nachbarwand: Hier ist der Druckunterschied am größten. Die Wand Ihres Hauses und die des Nachbarn sind getrennt - aber die Luft kann zwischen ihnen wandern. Ohne spezielle Dichtprofile (z. B. SIGA Fentap oder Pro Clima TESCON Vana) entsteht ein Luftkanal, der Feuchtigkeit direkt in die Dämmung leitet.
- Wand-Decke-Anschluss: Die Decke ist meist aus Beton oder Holz. Die Dämmung muss hier nahtlos bis zum First reichen. Wenn sie nur bis zur Deckenkante geht, entsteht ein Hohlraum. Da sammelt sich Feuchtigkeit - und Schimmel wächst. Das ist der häufigste Schadensort.
- Fensteranschlüsse: Hier ist die Dämmung oft unterbrochen. Die Fensterlaibung wird nicht mitgedämmt. Die Folge: Zugluft, Kältebrücken, Kondensation. 43 % der gemeldeten Probleme bei Innendämmung kommen von hier.
- Stromdosen und Rohrleitungen: Jedes Loch in der Luftdichtheitsebene ist ein Leck. Kabelkanäle, Steckdosen, Wasserleitungen - alles muss luftdicht abgedichtet werden. Mit Klebebändern, nicht mit Silikon.
- Übergang zur Bodenplatte: Hier sitzt die Dämmung auf dem Fundament. Wenn die Dichtung nicht bis zum Boden reicht, steigt Feuchtigkeit aus dem Erdreich auf - und wird in der Wand gefangen.
Ein einziger 1 mm breiter Riss über die gesamte Wandhöhe kann so viel Feuchtigkeit transportieren wie ein undichtes Dach. Das hat Prof. Dr. Wolfgang Feist vom Passivhaus-Institut klar gesagt: „Ein Leck von nur 1 mm Breite über die gesamte Wandhöhe kann zu massiven Feuchteschäden führen.“
Welche Materialien funktionieren - und welche nicht
Nicht jeder Dämmstoff ist für Innendämmung geeignet. Holzwolle, Mineralwolle oder Polystyrol allein reichen nicht. Sie brauchen eine diffusionsoffene Luftdichtung - also eine Folie, die Feuchtigkeit nicht blockiert, sondern kontrolliert entweichen lässt. Das ist der entscheidende Unterschied zu alten Dampfsperren.
Die besten Materialien für Reihenhäuser:
- Pro Clima Intello Plus: Eine intelligente Dampfbremse mit variablem μ-Wert (55-135). Sie lässt Feuchtigkeit nach außen entweichen, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, und blockiert sie, wenn es trocken ist. Das erhöht die Feuchtereserve der Wand um bis zu 40 %.
- SIGA Majcoat oder TESCON Vana: Klebebänder, die mit der Folie verschweißt werden. Sie halten jahrzehntelang - wenn sie richtig verklebt werden. Kein normales Klebeband, kein Silikon.
- ISOCELL Reihenhausdicht: Ein spezielles System für Trennfugen. Es enthält ein Profil, das zwischen Nachbarwand und Dämmung eingeklemmt wird - luftdicht und flexibel.
Vermeiden Sie: Polystyrolplatten mit herkömmlicher Dampfsperre. Diese sind steif, nicht flexibel, und lassen keine Feuchtigkeit entweichen. Sie sind ein Schadensfall in der Planung.
Die 5 Schritte zur sicheren Innendämmung
Ein fachgerechtes Projekt folgt einem klaren Ablauf. Hier ist der Weg, den Sie nicht überspringen dürfen:
- Trockenheitsprüfung: Messen Sie die Restfeuchte der Außenwand. Bei Kalksandstein darf sie nicht über 2,5 Gew.-% liegen. Eine feuchte Wand zu dämmen ist wie einen nassen Sack zu verschließen - die Feuchtigkeit bleibt drin.
- Luftdichtheitsebene installieren: Bringen Sie die diffusionsoffene Membran (z. B. Intello Plus) auf der Innenseite an. Sie muss über die gesamte Wandfläche reichen - bis zum First, bis zur Bodenplatte.
- Anschlüsse luftdicht verkleben: Alle Übergänge zur Nachbarwand, Decke, Fenster und Boden werden mit speziellen Klebebändern (TESCON Vana, TESCON Profil) abgedichtet. Keine Lücken. Keine Falten.
- Blower-Door-Test vor und nach der Dämmung: Nur so wissen Sie, ob es funktioniert. Der Test misst den n50-Wert. Vorher: um zu sehen, wie undicht das Haus ist. Nachher: um zu beweisen, dass die Dämmung nicht mehr undicht ist als vorher. Ohne Test ist es Glücksspiel.
- Dämmstoff aufbringen: Erst jetzt kommt der Dämmstoff. Die Dicke muss berechnet werden - bei 36,5 cm Mauerwerk brauchen Sie mindestens 8-10 cm, um einen U-Wert von 0,20 W/m²K zu erreichen. Zu wenig Dämmung bringt kaum Einsparung. Zu viel verliert Platz - und erhöht das Risiko, wenn die Luftdichtheit nicht stimmt.
Die gesamte Arbeit dauert bei einem 120 m²-Reihenhaus 3-4 Wochen. Die Kosten liegen zwischen 80 und 120 € pro Quadratmeter. Das ist teuer - aber günstiger als eine Schimmelbeseitigung, die 5.000 € kostet.
Warum 68 % der Innendämmungen scheitern
Die Zahlen sind erschreckend. Eine Umfrage des Deutschen Energieberater-Netzwerks (2023) unter 247 Sanierungsprojekten zeigte: 68 % der Innendämmungen in Reihenhäusern hatten nach 2-3 Jahren Probleme mit Feuchtigkeit oder Schimmel. Die Ursache? In 87 % der Fälle war es die Luftdichtheit - und zwar an den Anschlüssen.
Warum passiert das? Weil die meisten Handwerker nicht geschult sind. Nur 43 % der befragten Betriebe verfügten über die spezifischen Kenntnisse für luftdichte Innendämmung in Reihenhäusern. Viele denken: „Ich mache wie immer - nur etwas dicker.“ Das funktioniert nicht. Die Luftdichtheitsebene ist kein Extra - sie ist der Kern der gesamten Konstruktion.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Hausbesitzer aus Stuttgart ließ 2022 seine Innendämmung mit Polystyrol und Dampfsperre machen. Der Handwerker vergaß, die Trennfuge zur Nachbarwand abzudichten. Nach 18 Monaten wuchs Schimmel an der Decke. Die Reparatur: 3.200 € - plus verlorene Lebensqualität. Im Gegensatz dazu: Ein Kunde aus Freiburg nutzte Pro Clima Intello Plus, verklebte alle Anschlüsse mit TESCON Vana und ließ den Blower-Door-Test machen. Der n50-Wert sank von 6,2 auf 1,8 h⁻¹. Seit fünf Jahren: keine Schimmelbildung. Keine Zugluft. Keine Sorgen.
Was sich 2025 ändert - und warum Sie jetzt handeln müssen
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) wurde 2024 verschärft. Ab 2025 muss jede Innendämmung in Deutschland einen n50-Wert von ≤ 3,0 h⁻¹ nachweisen. Vorher war 5,0 h⁻¹ erlaubt. Das ist kein kleiner Schritt - das ist ein Kipppunkt. Wer jetzt noch mit alten Methoden plant, wird nicht mehr genehmigt. Die Behörden prüfen die Luftdichtheit jetzt systematisch.
Und der Markt wächst. 2022 wurden in Deutschland 68.000 Reihenhäuser mit Innendämmung saniert - das sind fast die Hälfte aller Reihenhäuser, die energetisch saniert wurden. Die Nachfrage steigt, weil 78 % der Reihenhäuser keine Außendämmung können. Die Lösungen werden besser: Systeme wie ISOCELL Reihenhausdicht oder intelligente Dampfbremsen mit variablem μ-Wert senken das Schadensrisiko. Aber sie brauchen Experten.
Die Zukunft liegt in digitaler Planung. Projekte wie „SmartRowHouse“ nutzen 3D-Software, um Wärmebrücken und Luftlecks schon vor dem Bau zu erkennen. Das ist der Standard - nicht die Ausnahme.
Was Sie jetzt tun müssen
Wenn Sie in einem Reihenhaus wohnen und über Innendämmung nachdenken:
- Suchen Sie sich einen Energieberater, der speziell auf Innendämmung in Reihenhäusern spezialisiert ist. Fragen Sie nach Referenzen.
- Verlangen Sie einen Blower-Door-Test vor und nach der Arbeit. Ohne Test: keine Bezahlung.
- Verwenden Sie nur diffusionsoffene Systeme mit variablem μ-Wert - nicht Dampfsperren.
- Verlangen Sie die Verwendung von Systemklebebändern (Pro Clima, SIGA) - nicht normales Klebeband.
- Prüfen Sie, ob die Trennfuge zur Nachbarwand mit einem speziellen Profil abgedichtet wird.
Die Innendämmung im Reihenhaus ist kein DIY-Projekt. Sie ist eine komplexe Bauphysik-Aufgabe. Wer sie halbherzig macht, zahlt später mit Schimmel, kalten Zimmern und hohen Heizkosten. Wer sie richtig macht, spart Energie, schützt die Bausubstanz und gewinnt Lebensqualität - für Jahrzehnte.
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