
Du willst dein Haus oder deine Wohnung sanieren und fragst dich: Wie viel Eigenkapital muss ich wirklich auf den Tisch legen? Hier kommt die klare Antwort mit Zahlen, Rechenweg, Beispielen, Förderungen (Stand 2025) und einem Plan, mit dem du vor deiner Bank bestehen kannst. Keine Luftschlösser, nur das, was am Ende auf dem Konto zählt.
TL;DR / Key Takeaways
- Typisch erwarten Banken 10-20% Eigenkapital vom Projektvolumen - oder sie finanzieren 100% der Maßnahmen, wenn der Beleihungsauslauf deines Objekts passt. Ein Puffer von 10-15% gehört immer dazu.
- Förderungen (BAFA/KfW) können den Eigenanteil spürbar drücken: je nach Maßnahme 15-70% Zuschuss/Bonus. Zuschüsse wirken wie Eigenkapital.
- Schnellformel: Eigenkapitalbedarf = Bank-Eigenanteil + Nebenkosten + Puffer − Zuschüsse/Steuervorteile − freie Beleihungsreserve.
- Wenn dein aktueller Kredit <= 60% des Immobilienwerts liegt, ist oft eine nahezu eigenkapitalfreie Sanierung möglich; wenn > 90%, plane eher 15-25% Eigenkapital.
- Liquiditätsreserve nie vergessen: 3-6 Monatsausgaben nicht antasten.
Das Grundprinzip: Wie viel Eigenkapital Banken 2025 für Sanierungen sehen
Banken schauen zuerst auf zwei Dinge: die Gesamtkosten der Sanierung und den Beleihungsauslauf (Loan-to-Value, LTV) deiner Immobilie. Wenn der LTV nach der Sanierung unter ca. 80% bleibt, finanzieren viele Institute die Maßnahmen komplett. Ist der LTV hoch (über 90%), verlangen sie eher 10-20% Eigenanteil - plus einen realistischen Baupuffer.
Praktische Daumenregeln (Deutschland, 2025):
- LTV nach Sanierung <= 60%: Häufig 100% Finanzierung der Maßnahmen möglich; Eigenkapital primär für Puffer und kleine Nebenkosten.
- LTV 60-80%: Gute Chancen auf volle Maßnahmenfinanzierung; Puffer und ggf. 5-10% Eigenanteil einplanen.
- LTV 80-90%: Meist 10-15% Eigenanteil plus 10-15% Puffer.
- LTV > 90%: 15-25% Eigenanteil realistisch, oder du weichst auf Modernisierungskredite/Ratenkredite aus (teurer).
Was gehört in den Bankblick noch rein? Drei Punkte:
- Werterhöhung: Energie- und Substanzmaßnahmen steigern den Wert. Banken mögen das, weil der Beleihungswert stabiler wird.
- Eigenleistung: Anerkannt wird selten mehr als Material und ein kleiner Anteil der Arbeitszeit - nur mit sauberer Kalkulation und Berufsnachweis.
- Förderungen: Zuschussbescheide gelten wie quasi-Eigenkapital. KfW-Kredite zählen als Fremdkapital, helfen aber beim Zinssatz.
Eine ehrliche Einordnung aus der Praxis (hier in Stuttgart sehe ich das ständig): Wer sein Dach, Fenster und Heizung in einem Rutsch macht, landet oft bei 800-1.500 € pro m². Für ein Reihenhaus mit 120 m² sind 100.000-180.000 € keine Seltenheit. Ohne Förderungen lässt sich das selten ohne spürbaren Eigenanteil abbilden.
Und noch etwas: Eigenkapital Sanierung ist nicht nur das, was auf dem Konto liegt. Auch bewilligte Zuschüsse, ein bereits angesparter Bausparvertrag oder frei werdende Festgelder gelten deiner Bank als Eigenmittel, wenn sie zeitnah verfügbar sind.
Der Rechenweg: In 5 Schritten zu deinem Eigenkapitalbedarf
Hier ist der Ablauf, den ich in Projekten nutze. Dauert einen Abend, spart dir später Diskussionen.
- Umfang festzurren. Liste alle Gewerke mit grober Leistung: z. B. Heizungstausch (Wärmepumpe), Fenster (12 Stück), Dach (180 m²), Fassade (220 m²), Bad (10 m²). Halte dich an Angebote oder belastbare Richtwerte (siehe Tabelle unten).
- Kosten ermitteln. Summiere Angebotspreise. Wo noch kein Angebot da ist, nimm Spannen (z. B. Dach 200-400 €/m²). Setze eine realistische Mitte, nicht die günstigste Zahl.
- Fördercheck. Prüfe BAFA (BEG EM, Heizung/Einzelmaßnahmen), KfW (Wohngebäude - Kredit 261/262 für Effizienzhaus-Sanierung, wenn Budget offen), eventuelle Landes-/Kommunalprogramme. Steuerlich: §35c EStG (20% über drei Jahre bei energetischer Sanierung, max. 40.000 € pro Objekt) oder §35a EStG (Handwerkerleistungen: 20% der Arbeitskosten, max. 1.200 € Steuerermäßigung pro Jahr). Wichtig: Doppel- und Mehrfachförderung ist teils ausgeschlossen; lies die Merkblätter.
- Beleihungsreserve prüfen. Marktwert deiner Immobilie minus bestehender Darlehensstand. Beispiel: Marktwert 500.000 €, Restschuld 300.000 € ⇒ LTV 60%, freie Reserve bis 80% = 100.000 €. Mit dieser Reserve lassen sich Maßnahmen oft voll finanzieren.
- Eigenkapitalbedarf berechnen. Formel: Eigenkapitalbedarf = (Bank-Eigenanteil nach LTV) + nicht finanzierbare Nebenkosten (z. B. Planung) + Baupuffer (10-15%) − Zuschüsse/Steuervorteile − nutzbare Beleihungsreserve.
Zwei konkrete Beispiele mit Zahlen (alle Beträge in €):
- Beispiel A - freistehendes Haus, 120 m²: Projekt: Wärmepumpe 28.000, Fenster 24.000 (12 × 2.000), Dach 54.000 (180 m² × 300), Fassade 38.500 (220 m² × 175). Summe 144.500. BAFA Heizung: 30-70% Zuschuss auf förderfähige Kosten (realistisch in vielen Fällen 40-50% ⇒ sagen wir 12.000). KfW 261 (Effizienzhaus, falls Erreichen eines EH-Standards): zinsgünstiger Kredit und ggf. Tilgungszuschuss, abhängig vom Zielstandard. Beleihung: Marktwert 600.000, Restschuld 320.000 ⇒ LTV 53%, Reserve bis 80% ca. 162.000. Bank finanziert Maßnahmen voll; Eigenkapital nur Puffer 10% = 14.450 minus Zuschuss 12.000 ⇒ rund 2.450 € plus kleine Nebenkosten. Real: 5.000-10.000 € bereitlegen.
- Beispiel B - ETW, 80 m², knapper LTV: Projekt: Bad 15.000, Fenster 10.000, Elektrik 12.000 ⇒ 37.000. Keine KfW (kein EH-Ziel), BAFA für Heizung entfällt (Zentralheizung der WEG). LTV nach Finanzierung läge bei 92%. Bank will 15% Eigenanteil = 5.550, Puffer 10% = 3.700. Eigenkapitalbedarf ~9.250 €. Ein Modernisierungskredit (zweckgebunden, 30.000-80.000 €, oft ohne Grundschuldeintrag) könnte Alternativen bieten, ist aber teurer; Eigenkapital bleibt ähnlich.
Kleine Entscheidungshilfe:
- Wenn deine freie Beleihungsreserve ≥ Projektkosten: meist nur Puffer und Nebenkosten aus Eigenmitteln nötig.
- Wenn Reserve 0-50% der Projektkosten: rechne mit 5-15% Eigenanteil plus Puffer.
- Wenn Reserve ≪ 0 (LTV schon hoch): 15-25% Eigenkapital einplanen oder Projektphasen splitten.
Wichtig: Halte den Puffer getrennt auf einem Tagesgeldkonto. Puffer ist kein „Nice to have“, sondern die Rettung bei Überraschungen (verfaulte Sparren, Asbest, Leitungen, die keiner auf dem Schirm hatte).

Förderungen, Kredite und Steuern 2025: So senkst du deinen Eigenanteil
Förderungen sind dein Hebel. Sie senken Fremdkapital und Eigenkapital gleichzeitig - wenn du sie richtig beantragst (immer vor Vertragsunterzeichnung).
- BAFA - BEG Einzelmaßnahmen (EM): Für Heizungstausch (z. B. Wärmepumpe) gibt es 2024/2025 Zuschüsse mit Grundförderung (typisch 30%) plus mögliche Boni, gedeckelt, je nach Einkommen und Ausgangssituation. Maximalfördersatz bis 70% ist erreichbar, aber an Bedingungen geknüpft (Quelle: BAFA, BEG EM Merkblatt, Stand 2025). Für Gebäudehülle (Fenster, Dämmung) liegen Zuschüsse typischerweise bei 15-20% plus Einzelboni, wenn ein iSFP (individueller Sanierungsfahrplan) vorliegt.
- KfW - Wohngebäude Kredit 261/262: Für umfassende Sanierungen zum Effizienzhaus. Zinsvergünstigte Darlehen mit Tilgungszuschüssen je nach erreichtem Standard (EH 85 bis EH 40, ggf. „Erneuerbare Energien“-Bonus), vorbehaltlich verfügbarer Bundesmittel (Quelle: KfW Merkblätter 261/262, Stand 2025).
- Steuer - §35c EStG: 20% Steuerermäßigung auf energetische Maßnahmen, verteilt über drei Jahre, bis 40.000 € pro Objekt. Nicht kombinierbar mit BEG-Zuschüssen für dieselbe Maßnahme (Quelle: Bundesfinanzministerium).
- Steuer - §35a EStG (Handwerkerleistungen): 20% der Arbeitskosten (nicht Material!) bis 1.200 € Steuerermäßigung pro Jahr und Haushalt. Klein, aber sicher - und kombinierbar mit vielen Projekten, solange keine Doppelförderung greift.
- Land/Kommunen: Städte und Länder legen oft drauf (z. B. Klimaboni, Zinszuschüsse). Kurz beim Umweltamt oder der Energieagentur vor Ort nachfragen - hier in Stuttgart lohnt der Blick regelmäßig.
Zwei Dinge, die dir Fördergeld retten:
- Beantrage zuerst, unterschreibe später. Abweichungen killen sonst Zuschüsse.
- Ziehe eine Energieberatung (iSFP) hinzu. Das bringt oft 5% Bonus und eine bessere Reihenfolge der Maßnahmen.
Quellenlage, auf die ich mich beziehe: BAFA BEG EM (Heizung/Einzelmaßnahmen), KfW 261/262 (Effizienzhaus-Sanierung), BMF-Schreiben zu §35c/§35a, sowie Baupreisindex von Destatis (Stand 2025).
Praxis kompakt: Kosten, Puffer, Checklisten, Beispiele und Antworten
Bevor du mit der Bank sprichst, braucht es Zahlen. Hier sind typische Kostenkorridore pro Gewerk und was das für deinen Eigenkapitalbedarf bedeutet.
Gewerk/Position | Typische Spanne 2025 | Hinweise |
---|---|---|
Wärmepumpe inkl. Installation | 20.000-35.000 € | BAFA-Zuschuss 30-70% möglich; Voraussetzung und Deckel beachten. |
Fenster (pro Stück) | 800-2.500 € | Abhängig von Größe, U-Wert, Montageaufwand. |
Dachsanierung (pro m²) | 200-400 € | Mit Dämmung und Entsorgung teils höher, Statik beachten. |
Fassadendämmung (pro m²) | 150-250 € | System, Dicke, Gerüstkosten treiben den Preis. |
Bad komplett (10 m²) | 10.000-25.000 € | Qualität der Sanitärobjekte und Fliesen entscheidend. |
Elektro komplett (pro m²) | 60-140 € | Altbauzuschläge (Schlitze, Brandschutz) einkalkulieren. |
Innenausbau (Boden, Maler) pro m² | 50-200 € | Materialwahl variiert stark. |
PV-Anlage (pro kWp) | 1.200-1.600 € | Ohne Speicher; Speicher +800-1.200 €/kWh. |
Und so wirkt sich das auf dein Eigenkapital aus - drei Szenarien:
Szenario | Projektkosten | Bank-Eigenanteil | Puffer (10%) | Förderung | Geschätztes Eigenkapital |
---|---|---|---|---|---|
Guter LTV (< 60%) | 120.000 € | 0 € | 12.000 € | 30.000 € | 0-5.000 € (Nebenkosten) |
Mittlerer LTV (~80%) | 80.000 € | 8.000 € (10%) | 8.000 € | 10.000 € | 6.000 € |
Hoher LTV (> 90%) | 50.000 € | 7.500 € (15%) | 5.000 € | 0 € | 12.500 € |
Wo schiefgehen kann, was schiefgehen wird - und wie du es abfederst:
- Preisschock während der Bauphase: Seit 2021 sind Baupreise stark gestiegen, 2024/25 teils stabil, aber auf hohem Niveau (Quelle: Destatis Baupreisindex). Puffer mit 10-15% einplanen, bei Holz/Metall eher 15-20%.
- Verdeckte Mängel: Öffnen heißt wissen. Baubegleitung einplanen (Energieberater, Sachverständiger) - kostet wenige Tausend, spart Zehntausende.
- Förderfristen: BAFA-/KfW-Anträge VOR Auftrag. Sonst Null Förderung. Merkblätter lesen und Bestätigung vom Energieeffizienz-Experten einholen.
- Liquidität: 3-6 Monatsausgaben nicht antasten. Sonst drohen teure Zwischenfinanzierungen.
Checkliste für das Bankgespräch (du willst schnelle Zusage, keine Rückfragen):
- Kostenübersicht mit Angeboten (mind. 2 pro Gewerk, wo möglich).
- Maßnahmenplan mit Reihenfolge, Dauer, Auszahlungsplan.
- Energieberatung (iSFP) und Förderübersicht (BAFA/KfW), inkl. Antragstatus.
- Aktueller Immobilienwert (Maklerkurzgutachten oder Bankschätzung), Fotos.
- Restschuld, Zinsbindung, Rate - und wie sich die neue Rate darstellt.
- Nachweise zu Einkommen, Rücklagen, Versicherungen.
- Risikoliste mit Gegenmaßnahmen (Puffer, Festpreisanteile, Bauleitung).
Kurzer Entscheidungsbaum „Wie finanziere ich“:
- Genug Beleihungsreserve? → Hypothek erhöhen/zweckgebundenes Modernisierungsdarlehen der Bank + BAFA/KfW.
- Reserve knapp, Betrag klein (< 50.000 €)? → Modernisierungskredit oder Ratenkredit, Laufzeit 5-10 Jahre. Eigenkapital 10-20% sinnvoll.
- Umfangreich + energetisch? → KfW 261/262 prüfen (Effizienzhaus), ggf. Kombi mit BAFA-Einzelmaßnahmen ist nicht möglich für dieselben Kosten - saubere Trennung nötig.
- Planung unklar? → Erst iSFP erstellen lassen, danach priorisieren. Fehlentscheidungen sind teurer als ein Beraterhonorar.
Mini-FAQ:
- Zählt Förderung als Eigenkapital? Ja, bewilligte Zuschüsse reduzieren deinen Eigenanteil wie eigene Mittel. KfW-Kredite sind Fremdkapital.
- Kann ich komplett ohne Eigenkapital sanieren? Möglich, wenn LTV passt und du Zuschüsse hast. Ich würde trotzdem 10% Puffer liquide halten.
- Welche Nebenkosten muss ich selbst tragen? Energieberatung, Planerhonorare, Baubegleitung, Gutachten, Genehmigungen - manche Banken finanzieren mit, andere nicht. Rückfrage vorab.
- Wie lange dauern Förderzusagen? BAFA: einige Wochen bis Monate, je nach Antragsspitze. KfW über die Hausbank: oft schneller, aber abhängig vom Programm und Budgetfenster.
- iSFP-Bonus - bringt der wirklich was? Ja, typ. +5 Prozentpunkte bei Einzelmaßnahmen der Hülle. Und du bekommst eine sinnvolle Reihenfolge der Sanierung.
- Eigenleistung - rechnet die Bank das an? Selten voll. Material ja, Arbeitszeit nur begrenzt und mit Nachweis. Verlass dich nicht darauf.
Nächste Schritte (so kommst du zügig voran):
- Kosten grob schätzen (oben genannte Spannen) und zwei Prioritätenlisten machen: „muss“ und „nice to have“.
- Energy-Check: Energieberater anrufen, iSFP beauftragen. Das hilft bei BAFA und der Reihenfolge.
- Förderungen prüfen: BAFA-/KfW-Programme, kommunale Töpfe. Antragsskizze schreiben.
- Banktermin mit Unterlagenmappe (Checkliste oben) und deinem Rechenweg. Klar sagen, wie hoch der Puffer ist.
- Drei Angebote pro Schlüsselgewerk einholen. Achte auf vergleichbare Leistungsbeschreibungen.
- Verträge erst unterschreiben, wenn Förderanträge raus sind und die Bankzusage steht.
- Während der Bauphase: Auszahlungen in Etappen, Belege sammeln, Puffer nur gegen Nachweis anfassen.
Wenn du an zwei Punkten hängst, hängst du meistens hier: (1) Förderantrag zu spät, (2) Puffer zu klein. Beide lassen sich mit 48 Stunden Extra-Planung am Anfang vermeiden.
Zum Schluss ein realistischer Satz: Sanierungen sind kein Sprint. Bank, Förderstelle, Handwerker - alle haben ihre Taktung. Wer Zahlen sauber vorbereitet und den Puffer schützt, hat das Eigenkapital im Griff und schläft nachts besser.
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