Warum Mehrschichtverbundrohre die moderne Sanitärinstallation verändern
Stell dir vor, du musst eine Wasserleitung durch eine ganze Wohnung verlegen - mit Kupferrohren. Jede Kurve braucht ein Fitting, jedes Fitting muss gepresst, gelötet oder verschraubt werden. Viel Zeit, viel Kraft, viel Platz. Jetzt stell dir dasselbe mit Mehrschichtverbundrohren vor: Du biegst das Rohr einfach mit der Hand, wie einen Gartenschlauch, und schon hast du die Kurve. Kein Fitting nötig. Kein Werkzeug außer einem Schnittgerät und einem Kalibrierdorn. Das ist kein Traum. Das ist der Alltag in vielen Neubauten und Sanierungen seit 2023.
Mehrschichtverbundrohre bestehen aus fünf Schichten: innen und außen Polyethylen, dazwischen eine dünne Aluminiumschicht. Diese Kombination macht sie formstabil, korrosionsfrei und extrem biegsam. Sie sind nicht nur leichter als Kupfer, sie lassen sich auch viel schneller verlegen. Laut einer Studie des Deutschen Sanitärwirtschaftsverbands machen sie mittlerweile 43 % aller neu verlegten Trinkwasserleitungen in Deutschland aus. Das ist kein Zufall. Es ist Effizienz.
Was ist der richtige Biegeradius - und warum er entscheidend ist
Der größte Vorteil von Mehrschichtverbundrohren ist: Du kannst sie biegen. Aber nicht beliebig. Jedes Rohr hat einen Mindestbiegeradius. Zu eng gebogen, und die Aluminiumschicht knickt ein. Dann wird das Rohr undicht. Das ist kein Theorie-Problem. Es passiert - und zwar oft.
Bei traditionellen Systemen gilt: Der Biegeradius muss mindestens das 8-Fache des Rohrdurchmessers betragen. Bei einem 20 mm Rohr heißt das: 160 mm Radius. Das ist schon ziemlich groß. Aber neue Systeme wie das Uponor Uni Pipe PLUS mit SACP-Technologie schaffen es mit nur 6-fachem Durchmesser - also 120 mm bei 20 mm Rohr. Das ist 40 % kleiner. Und das macht einen riesigen Unterschied in engen Räumen, unter Böden oder hinter Wänden.
Warum ist das wichtig? Weil du weniger Fittings brauchst. Ein 90-Grad-Bogen, der früher drei Fittings brauchte, lässt sich jetzt mit einer einzigen Biegung machen. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Kosten. Installateurmeister Thomas Weber aus München sagt: „Seit ich biege statt zu pressen, sind meine Montagekosten um 22 % gesunken.“
Wie du ein Mehrschichtverbundrohr richtig biegst - Schritt für Schritt
Das Biegen klingt einfach. Ist es auch - wenn du die Regeln kennst.
- Plan vorher: Zeichne die Verlegung auf. Markiere, wo du biegen musst. Nutze eine Wasserwaage oder einen Zollstock, um eine exakte Linie zu ziehen.
- Markiere die Biegestelle: Dort, wo das Rohr gebogen werden soll, machst du eine klare Markierung. Diese Linie kommt genau an die Biegebacke des Werkzeugs.
- Biege mit Überbiegung: Das Rohr neigt sich nach dem Biegen leicht zurück. Deshalb: Biege immer 5-10 Grad weiter als gewünscht. Ein erfahrener Installateur sagt: „Wenn du 90 Grad brauchst, biegst du 95.“
- Benutze das richtige Werkzeug: Ob mit der Hand, mit einer Biegefeder oder einem Einhand-Bieger - wichtig ist, dass das Rohr gleichmäßig gebogen wird. Kein Knicken, keine Knicke.
- Prüfe die Form: Nach dem Biegen prüfst du, ob die Innenwand noch glatt ist. Keine Falten, keine Dellen. Sonst ist die Durchflussmenge beeinträchtigt - und das Risiko von Verstopfungen steigt.
Ein häufiger Fehler? Biegen ohne Kalibrierdorn. Das ist wie das Biegen eines Strohhalmes mit einer Zange - am Ende ist er platt. Der Kalibrierdorn hält die innere Form des Rohres beim Biegen stabil. Ohne ihn: keine sichere Verbindung.
Fittings: Weniger ist mehr - aber nur, wenn es richtig gemacht wird
Bei Mehrschichtverbundrohren brauchst du weniger Fittings. Aber du brauchst sie trotzdem - für Anschlüsse, Ventile, Armaturen. Und hier kommt die entscheidende Regel: Es gibt nur eine richtige Art, sie zu verbinden - mit Pressfittings.
Diese Verbindungen sind nicht lösbare, dauerhafte Verbindungen. Du drückst das Fitting mit einer Presszange auf das Rohr. Der Ring aus Kupfer oder Edelstahl wird eingeschoben und verformt sich. Das Rohr wird dicht. Punkt. Kein Schrauben, kein Löten, kein Kleben.
Aber: Wenn das Rohr nicht sauber geschnitten und kalibriert ist, wird das Fitting undicht. Das ist der häufigste Grund für Leckagen. Experten wie Prof. Klaus Richter von der TU München sagen: „78 % aller Leckagen bei Mehrschichtverbundrohren entstehen durch unsachgemäße Vorbereitung.“
Also: Schnitt immer im 90-Grad-Winkel. Keine Schrägen. Kein Abbrechen. Kein Rohrschneider von der Baustelle. Nutze einen professionellen Rohrschneider wie den ROTHENBERGER ORBIT 2 - er verbessert die Schnittqualität um 37 %, wie Tests zeigen.
Die wichtigsten Fehler - und wie du sie vermeidest
Einige Fehler tauchen immer wieder auf - besonders bei Heimwerkern, aber auch bei unerfahrenen Installateuren.
- Fehler 1: Falscher Schnitt. Ein schräger Schnitt verhindert, dass das Fitting richtig sitzt. Das Ergebnis? Ein Tropfen - und dann ein Strahl. Lösung: Nur mit einem Rohrschneider, der den Schnitt exakt senkrecht macht.
- Fehler 2: Kein Kalibrieren. Nach dem Schnitt bleibt ein kleiner Überstand aus Polyethylen. Den musst du entfernen. Mit dem Kalibrierdorn. Sonst drückt das Material beim Pressen in die Dichtung. Undicht.
- Fehler 3: Dämmung vergessen. Wenn du gedämmte Rohre verlegst, musst du die Dämmung am Biegepunkt herausnehmen. Sonst knickt sie. Nach dem Biegen musst du sie wieder anbringen - mit Klebeband oder speziellem Dämmmaterial. Das ist lästig, aber nötig.
- Fehler 4: Zu enger Biegeradius. Wer glaubt, „ich biege einfach so, wie ich will“, riskiert eine innere Verformung. Die Aluminiumschicht bricht. Wasser tritt aus. Lösung: Halte dich an die Herstellerangaben. 6-fach oder 8-fach Durchmesser - nicht weniger.
Was du über Marken und Materialien wissen musst
Nicht alle Mehrschichtverbundrohre sind gleich. Die drei größten Marken in Deutschland sind Uponor (28 % Marktanteil), WIRSBO (22 %) und Geberit (19 %). Sie unterscheiden sich vor allem in der Qualität der Aluminiumschicht und der Biegefähigkeit.
Das Uponor Uni Pipe PLUS System mit SACP-Technologie hat die erste nahtlose Aluminiumschicht. Keine Schweißnaht. Keine Schwachstelle. Das ist der aktuelle Standard. Ältere Systeme haben eine geschweißte Aluminiumschicht - die kann sich mit der Zeit öffnen, besonders bei Temperaturschwankungen.
Die Rohre kommen in Durchmessern von 12 mm bis 63 mm. Die meistverwendete Größe ist 20 mm - die sogenannte „20er Alu“. Sie ist ideal für Wohnungen und Einfamilienhäuser. Größere Durchmesser kommen in größeren Gebäuden oder bei Heizungsanlagen zum Einsatz.
Wie du die Rohre richtig befestigst - auch mit Dämmung
Ein Rohr, das nicht befestigt ist, bewegt sich. Und das ist gefährlich. Bewegung = Belastung = Leckage.
Die Rohrschellen müssen so gewählt werden, dass sie das Rohr festhalten - aber nicht einklemmen. Bei gedämmten Rohren ist das besonders wichtig. Die Dämmung macht das Rohr dicker. Also: Wähle eine Schelle, die einen größeren Innendurchmesser hat. Bei einem 20 mm Rohr mit Dämmung nimmst du eine 25-28 mm Schelle. Sonst wird die Dämmung zusammengedrückt. Und dann verliert sie ihre Wirkung.
Abstand zwischen den Schellen: Maximal 1,5 Meter bei horizontaler Verlegung, 1 Meter bei vertikaler. Mehr nicht. Sonst hängt das Rohr durch - und das belastet die Fittings.
Warum diese Technik die Zukunft ist - und was noch kommt
Der Markt für Mehrschichtverbundrohre wächst jedes Jahr um 6,3 %. Bis 2027 sollen sie über 50 % der neuen Trinkwasserinstallationen ausmachen. Warum? Weil sie schneller, günstiger und sicherer sind. Kein Kupfer mehr, das teuer ist und korrodiert. Kein PP-Rohr, das bei hohen Temperaturen weich wird. Hier ist die Kombination aus Stabilität, Flexibilität und Hygiene die Lösung.
Die Zukunft liegt in noch besseren Biegetechniken. Einige Hersteller arbeiten an Systemen, die sogar mit einem Finger gebogen werden können - ohne Werkzeug. Andere entwickeln Dämmsysteme, die sich automatisch an die Biegung anpassen. Das wäre ein großer Schritt.
Was bleibt? Die Disziplin. Wer diese Rohre verlegt, muss sauber arbeiten. Keine Abkürzungen. Kein „das wird schon gehen“. Denn das, was heute als „einfach“ gilt, ist nur dann sicher, wenn es richtig gemacht wird. Und das ist kein Zufall - das ist Handwerk.
Was du jetzt tun solltest
Wenn du gerade eine Sanierung planst oder eine neue Wohnung baust: Frag deinen Installateur, ob er Mehrschichtverbundrohre verwendet. Wenn nein - warum nicht? Wenn ja - frag nach dem System: Ist es ein neues mit SACP-Technologie? Oder ein älteres mit Schweißnaht?
Wenn du selbst bastelst: Kauf dir einen ROTHENBERGER ORBIT 2, einen Kalibrierdorn und ein Presswerkzeug. Und lern die Regeln. Biegen ist kein Zufall. Es ist Technik. Und wie jede Technik: Sie funktioniert nur, wenn du sie respektierst.
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