Wenn du neue Fenster einbaust, entscheidest du nicht nur über Licht und Aussicht - du entscheidest über deine Heizkosten, deine Wohnqualität und die Lebensdauer deines Hauses. Die Wahl zwischen Außenmontage und Innenmontage ist kein bloßes Detail. Sie beeinflusst, ob du in zehn Jahren noch warme Wände hast - oder Schimmel an den Fensterlaibungen. Beide Methoden sind technisch möglich. Aber nur eine passt wirklich zu deinem Haus. Und die falsche Wahl kostet dich Geld, Energie und Nerven.
Was ist Außenmontage - und wann macht sie Sinn?
Bei der Außenmontage wird das neue Fenster von außen in die alte Öffnung eingesetzt. Der alte Rahmen wird komplett entfernt. Das neue Fenster wird direkt an die Rohwand angelegt. Der Einbau erfolgt von außen, meist mit einem Gerüst oder von der Leiter. Die Abdichtung läuft in drei Ebenen: Wasser von außen, Luft von innen, Dampf dazwischen. Das ist komplex, aber effektiv - wenn es richtig gemacht wird.Diese Methode ist die Standardvariante bei Neubauten. Der Bundesverband Flachglas empfiehlt sie ausdrücklich, weil sie das Fenster optimal in die Gebäudehülle integriert. Die Dämmung der Außenwand kann nahtlos um das Fenster herumgeführt werden. So entstehen weniger Wärmebrücken. Ein Fenster, das mittig in der Wand sitzt, hat die geringsten Wärmeverluste. Bei einer 36,5 cm dicken Wand verschiebst du die Fensterebene nur um 5 cm nach außen oder innen - und der Wärmebrückenverlustkoeffizient steigt um 50 Prozent. Das ist kein kleiner Unterschied. Das sind bis zu 20 % mehr Heizkosten.
Die Außenmontage hat klare Vorteile: Du hast vollen Zugang zum Rahmen, kannst alte Schäden sehen und beseitigen, bevor du das neue Fenster einsetzt. Du kannst die Abdichtung von außen prüfen, ohne das Innere zu beschädigen. Und wenn du später eine Fassadendämmung machst, wird das Fenster einfach mit ins WDVS integriert. Kein Nacharbeiten. Kein Putz nachbessern.
Aber es hat auch Nachteile. Du brauchst Zugang von außen. Bei Mehrfamilienhäusern, hohen Gebäuden oder bei schlechtem Wetter wird das schwierig. Die Montage dauert 3 bis 4 Stunden pro Fenster. Es entsteht viel Staub und Schmutz. Und wenn die Dichtbänder nicht perfekt verklebt werden - etwa weil die Wand nicht glatt genug ist - läuft Wasser in die Wand. Dann wird die Dämmung nass. Dann wächst Schimmel. Und das merkst du erst, wenn es zu spät ist.
Was ist Innenmontage - und warum sie immer beliebter wird
Die Innenmontage ist die Methode der Sanierung. Hier bleibt der alte Rahmen oder Blendrahmen erhalten. Das neue Fenster wird einfach von innen in diesen Rahmen eingeschoben. Die Laibung wird innen angepasst. Die Abdichtung erfolgt meist mit zwei Ebenen: eine zwischen altem Rahmen und neuer Fensterbank, eine zwischen Fensterrahmen und Wand. Besonders bei gedämmten Außenwänden ist das die bessere Wahl.Warum? Weil das Fenster in die Dämmung hineinragt. Die Blendrahmen des neuen Fensters reichen bis zur Hälfte in die Dämmung hinein. Der Rahmen wird außen sogar teilweise überdämmt. Das minimiert Wärmebrücken noch besser als die Außenmontage - wenn es richtig gemacht wird. Die energetischen-experten.org nennt das die „höchste bauphysikalische Qualität“. In einem Haus mit 30 cm Dämmung ist die Innenmontage oft die einzige Möglichkeit, die Wärmedämmung nicht zu unterbrechen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Kein Gerüst. Kein Staub von außen. Keine Fassadenarbeiten. Die Montage dauert nur 1,5 bis 2 Stunden pro Fenster. Du hast weniger Chaos im Haus. Und du sparst bis zu 40 % der Arbeitszeit. Auf Trustpilot geben 78 von 100 Kunden an, dass sie mit der Innenmontage zufriedener waren - vor allem, weil sie nicht neu streichen oder putzen mussten.
Aber es gibt eine große Fallgrube: Die Abdichtung. Bei der Innenmontage ist die innere Dichtung entscheidend. Wenn die Wand uneben ist - wie in vielen Altbauten - kann das Dichtband nicht richtig sitzen. Dann zieht Luft durch. Dann kondensiert Feuchtigkeit an der Wand. Dann entsteht Schimmel. Das ist kein Theorie-Problem. Auf dem Forum „Selbst.de“ berichten 22 % der Nutzer von genau diesem Problem. Besonders bei Gebäuden aus den 70er und 80er Jahren, mit ungleichmäßigen Mauern und fehlenden Dampfbremsen, ist die Innenmontage eine Herausforderung.
Und es gibt eine Variante: die Übermontage. Hier wird das neue Fenster einfach auf den alten Blendrahmen aufgesetzt. Kein Anschrauben, kein Ausschneiden. Schnell. Sauber. Aber nur möglich, wenn der alte Rahmen stabil ist und die Fensterhöhe passt. Bei vielen Altbauten ist das nicht der Fall. Dann musst du doch den Rahmen anpassen - und dann wird es kompliziert.
Wärmebrücken - der unsichtbare Energiekiller
Die meisten Hausbesitzer denken, dass nur die Scheibe wichtig ist. Dreifachverglasung - gut. Zweifachverglasung - schlecht. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die größten Wärmeverluste passieren nicht durch die Scheibe - sondern an den Rändern. An der Stelle, wo das Fenster in die Wand geht. Das ist die Wärmebrücke.Ein Fenster mit Dreifachverglasung, aber schlechter Montage, kann mehr Energie verlieren als ein Fenster mit Zweifachverglasung, das perfekt eingebaut ist. Die Verbraucherzentrale NRW sagt es klar: Bei ungedämmten Altbauten ist manchmal Zweifachverglasung sinnvoller als Dreifachverglasung. Warum? Weil Dreifachverglasung die Innentemperatur stabilisiert - und wenn die Wand kalt bleibt, kondensiert die Luft an der Wand. Dann entsteht Schimmel. Und den bekommst du nicht mit einem neuen Fenster weg.
Die Lösung: Das Fenster muss mittig in der Wand sitzen. Nicht an der Außenkante. Nicht an der Innenseite. Mittig. Das ist der Goldstandard. Die ÖNORM B 5320 sagt: Maximal 3 mm Abweichung über 2 Meter Länge. Wer das nicht einhält, macht eine schlechte Montage - egal ob von innen oder außen.
Und hier liegt der Unterschied: Bei der Außenmontage ist es leichter, das Fenster mittig zu positionieren. Bei der Innenmontage ist es schwieriger - aber nicht unmöglich. Mit speziellen Anschlagzargen und Dämmzargen kannst du das Fenster exakt in die Mitte bringen. Das kostet mehr Geld - aber weniger als die Heizkosten der nächsten zehn Jahre.
Die Kosten - und warum du nicht nur auf den Preis schauen solltest
Der Einbau kostet zwischen 150 und 350 Euro pro Fenster. Das ist 30 % der Gesamtkosten - laut enter.de (2025). Der Rest ist das Fenster selbst. Aber wenn du 10.000 Euro für neue Fenster ausgibst, und der Einbau nur 100 Euro pro Fenster kostet - dann hast du einen Fehler gemacht. Denn nur eine fachgerechte Montage macht die Förderung möglich.Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zahlt bis zu 20 % der Kosten - aber nur, wenn die Montage fachgerecht ist. Und „fachgerecht“ bedeutet: Dichtbänder richtig verklebt, keine Wärmebrücken, Luftdichtigkeit geprüft. Wer das nicht macht, bekommt keinen Cent. Die BAFA prüft das. Und wenn du später eine Prüfung brauchst - weil du die Förderung beantragst - dann brauchst du eine Dokumentation. Mit Fotos. Mit Messwerten. Mit Unterschriften.
Die Außenmontage ist teurer - aber sie ist auch sicherer. Die Innenmontage ist schneller - aber sie braucht mehr Erfahrung. Ein erfahrener Handwerker kann mit Innenmontage bessere Ergebnisse erzielen als ein Anfänger mit Außenmontage. Deshalb: Frag nach Referenzen. Frag nach Erfahrung mit Sanierungen. Frag, ob der Handwerker schon mal mit WDVS oder Dämmzargen gearbeitet hat.
Was ist die beste Wahl für dein Haus?
Es gibt keine einheitliche Antwort. Aber es gibt klare Regeln.- Bei Neubauten: Immer Außenmontage. Das ist Standard. Das ist sicher. Das ist langfristig günstiger.
- Bei Sanierungen mit Außendämmung: Innenmontage. Die Dämmung darf nicht unterbrochen werden. Die Außenmontage wäre hier sinnlos - du würdest die Dämmung kaputt machen.
- Bei ungedämmten Altbauten: Prüfe, ob Innenmontage möglich ist. Wenn die Wände uneben sind, ist Außenmontage die bessere Wahl - auch wenn sie teurer ist.
- Bei historischen Gebäuden: Innenmontage. Du willst die Fassade nicht verändern. Du willst die Originalsubstanz erhalten. Dann ist die Innenmontage die einzige sinnvolle Option.
- Bei Mehrfamilienhäusern: Innenmontage. Kein Gerüst. Kein Lärm für die Nachbarn. Keine Genehmigung für den Außenbereich.
Und immer: Mach eine Baubesprechung. Mit dem Handwerker. Mit dem Energieberater. Frag nach der Dichtungsstrategie. Frag nach der Positionierung. Frag nach der Prüfung der Luftdichtigkeit. Das ist kein Bonus - das ist Pflicht.
Die Zukunft: Integrierte Systeme und strengere Regeln
Die EnEV wird 2025 verschärft. Die Anforderungen an Wärmebrücken werden strenger. Die Förderung wird nur noch für Fenster mit U-Wert unter 1,0 W/m²K gezahlt - und nur, wenn die Montage perfekt ist. Das bedeutet: Die Innenmontage wird noch wichtiger. Denn sie lässt sich besser mit modernen Dämm-Systemen kombinieren. Die Bundesverband Flachglas arbeitet schon an integrierten Montagesystemen, die beide Methoden vereinfachen. Sie haben Dichtbänder, die sich selbst ausrichten. Sie haben Rahmen, die sich exakt in der Wandmitte positionieren lassen.Die Zukunft gehört nicht dem billigsten Fenster. Sondern dem richtig eingebauten. Und das ist nicht immer das, was am schnellsten geht. Es ist das, was am längsten hält. Und am wenigsten Energie verliert.
Ist Innenmontage wirklich besser als Außenmontage?
Es kommt auf das Haus an. Bei Neubauten ist Außenmontage die bessere Wahl - sie integriert das Fenster optimal in die Gebäudehülle. Bei Sanierungen, besonders mit Außendämmung, ist Innenmontage oft überlegen, weil sie die Dämmung nicht unterbricht. Die beste Montage ist die, die die Wärmebrücken minimiert - egal ob von innen oder außen.
Warum ist die Positionierung im Wandmitteldrittel so wichtig?
Das Fenster sitzt dann dort, wo die Wärme am besten fließt. Wenn es zu nah an der Außen- oder Innenseite der Wand ist, entstehen starke Wärmebrücken. Bei einer 36,5 cm dicken Wand steigt der Wärmeverlust um 50 %, wenn das Fenster nur 5 cm verschoben wird. Das ist kein kleiner Unterschied - das sind Hunderte Euro mehr Heizkosten pro Jahr.
Kann ich bei der Innenmontage Schimmel vermeiden?
Ja - aber nur, wenn die Abdichtung perfekt ist. Besonders in Altbauten mit unebenen Wänden muss das Dichtband richtig verklebt werden. Ein Energieberater sollte vorher prüfen, ob die Wand trocken ist und ob eine Dampfbremse nötig ist. Sonst kondensiert die Luft an der kalten Wand - und Schimmel entsteht.
Bekomme ich Förderung, wenn ich die Fenster selbst einbaue?
Nein. Die Bundesförderung (BEG) zahlt nur, wenn ein zertifizierter Handwerker die Montage durchführt und die Luftdichtigkeit nachweist. Selbstbau ist ausgeschlossen. Auch wenn du das Fenster „nur“ in den alten Rahmen schiebst - ohne Dokumentation und Prüfung bekommst du keinen Cent.
Wie lange dauert die Montage eines Fensters?
Bei Außenmontage: 3 bis 4 Stunden pro Fenster. Bei Innenmontage: 1,5 bis 2 Stunden. Das hängt aber auch von der Komplexität ab. Bei Altbauten mit unebenen Wänden oder speziellen Anschlagzargen kann es länger dauern. Ein guter Handwerker sagt dir vorher, wie viel Zeit er braucht.
Kommentare
Eric Wolter
Ich hab letztes Jahr Innenmontage machen lassen – kein Gerüst, kein Staub, und die Heizkosten sind echt runtergegangen. 🤩 Aber nur, weil der Handwerker echt Profi war. Sonst wär’s ein Schimmel-Paradies geworden.