Warum Sie als Eigentümer jetzt eine Wallbox in Ihrer Wohnanlage installieren sollten
Wenn Sie in einem Mehrfamilienhaus wohnen und überlegen, ein Elektroauto anzuschaffen, steht Ihnen oft eine große Hürde im Weg: Wo laden Sie das Auto? In vielen Wohnanlagen gibt es gar keine Lademöglichkeit - oder nur eine, die für alle Bewohner unpraktisch ist. Doch das ändert sich. Seit 2023 gibt es klare Förderregeln, die es Eigentümern leichter machen, eine private Ladestation zu installieren. Und die Bundesregierung plant für 2026 sogar ein neues, noch besseres Programm. Wer jetzt handelt, spart Geld und macht sein Haus zukunftsfähig.
Wie funktioniert die KfW-Förderung KfW 440?
Das wichtigste Förderprogramm für Eigentümer ist KfW 440. Es zahlt genau 900 Euro pro Ladepunkt, unabhängig davon, wie teuer die Installation tatsächlich war. Das gilt für jede Wallbox, die an einem bestehenden Wohnhaus installiert wird - also nicht bei Neubauten. Die Ladestation muss nicht öffentlich zugänglich sein und darf nur für Fahrzeuge genutzt werden, die im Haus wohnen oder von den Bewohnern selbst genutzt werden. Die Leistung darf maximal 22 kW betragen. Das ist mehr als genug für eine Nachtladung.
Wichtig: Sie müssen die Kosten nachweisen. Das heißt, Sie brauchen eine Rechnung vom Elektrofachbetrieb, einen Zahlungsnachweis und eine Bestätigung, dass die Installation den technischen Vorgaben entspricht. Die Antragstellung läuft komplett online über das KfW-Portal. Die Bearbeitung dauert in der Regel vier bis sechs Wochen. Viele Anträge scheitern nicht an der Förderhöhe, sondern an fehlenden Unterlagen - zum Beispiel wenn der Netzanschluss nicht richtig dokumentiert ist.
Was ist mit Mehrfamilienhäusern? Die Hürden sind größer
In einem Einfamilienhaus ist es einfach: Sie entscheiden allein. In einem Mehrfamilienhaus nicht. Hier brauchen Sie die Zustimmung der Wohnungseigentümergemeinschaft. Laut Deutscher Mieterbund müssen mindestens 75 Prozent der Mitbesitzer zustimmen. Das klingt nach einer klaren Mehrheit - aber in der Praxis ist das oft schwierig. Manche Bewohner haben kein Elektroauto, andere fürchten Steigerungen der Hausgelder oder haben Angst vor Baustellen. Auf Foren wie Elektroauto-Forum.de berichten viele, dass sie monatelang diskutieren mussten, bevor die Mehrheit gefunden war.
Wenn die Zustimmung da ist, können Sie den KfW-Zuschuss beantragen. Aber Vorsicht: Die Förderung gilt nur für den Ladepunkt selbst, nicht für den Netzanschluss oder die Umbaukosten in der Hausleitung. Und genau das ist oft das teuerste. In Mehrfamilienhäusern liegen die Kosten für den Netzanschluss oft bei 3.000 bis 6.000 Euro - viel mehr als die 900 Euro Förderung. Hier hilft aktuell kein Bundesprogramm weiter. Deshalb warten viele Eigentümer auf das neue Programm, das 2026 kommen soll.
Nordrhein-Westfalen: Eine der besten Förderungen in Deutschland
Nicht alle Bundesländer sind gleich. Nordrhein-Westfalen bietet mit ElektroMobilitätNRW eine der attraktivsten Förderungen. Hier bekommen Sie bis zu 40 Prozent der Kosten für Kauf, Einbau und Anschluss der Wallbox erstattet - mit einem Maximum von 1.500 Euro pro Ladepunkt. Das ist deutlich mehr als die Bundesförderung. Außerdem zahlt das Land 20 Prozent der Kosten für die Grundinstallation in Garagen oder auf Stellplätzen - bis zu 50.000 Euro pro Gebäude. Für Netzanschlüsse an privaten Garagen gibt es sogar bis zu 10.000 Euro Unterstützung.
Aber es gibt Bedingungen: Der Strom muss aus erneuerbaren Quellen kommen - also entweder über einen Ökostromtarif oder eine eigene Photovoltaik-Anlage. Außerdem muss das Gebäude mindestens zwei Jahre alt sein und über mindestens vier Stellplätze verfügen. Wer in NRW lebt und die Voraussetzungen erfüllt, sollte das unbedingt nutzen. Es ist eine der wenigen Förderungen, die auch die höheren Kosten in Mehrfamilienhäusern berücksichtigen.
Warum die aktuelle Förderung für viele nicht reicht
Die 900 Euro von der KfW sind ein guter Anfang - aber nicht mehr. Experten wie Prof. Dr. Christiane Berger-Schaffitzel von der TU München sagen klar: Die Förderung ist für Mehrfamilienhäuser unzureichend. Warum? Weil die Kosten dort nicht nur bei der Wallbox liegen, sondern vor allem bei der Hausleitung, dem Sicherungskasten und dem Netzanschluss. In einem Einfamilienhaus kostet die komplette Installation oft 1.800 bis 2.500 Euro. In einem Mehrfamilienhaus können es leicht 5.000 bis 10.000 Euro werden. Die 900 Euro decken da nur 10 bis 20 Prozent ab.
Die CO2online-Umfrage von Januar 2024 zeigt: 68 Prozent der Hausbesitzer finden die Antragsstellung „eher schwierig bis sehr schwierig“. Die Dokumentation ist komplex, die Vorgaben streng. Und viele wissen nicht einmal, dass sie überhaupt Anspruch haben. Dabei wäre die Förderung ein großer Anreiz - wenn sie besser an die Realität angepasst wäre.
Was kommt 2026? Ein neues Programm für Mehrfamilienhäuser
Die Bundesregierung weiß, dass das Problem liegt. Deshalb plant sie ab 2026 ein neues Förderprogramm, das speziell auf Mehrfamilienhäuser zugeschnitten ist. Laut Bundesverkehrsminister Volker Wissing wird es höhere Zuschüsse geben - bis zu 1.500 Euro pro Ladepunkt - und zusätzlich Geld für Netzanschlüsse und Umbauten. Das ist ein großer Schritt. Denn bislang war die Förderung nur auf die Wallbox selbst begrenzt. In Zukunft soll auch der „Hintergrund“ bezuschusst werden: die Hausleitung, die Sicherung, die Zählerkasten-Modernisierung.
Doch der Zeitpunkt ist kritisch. 60 Prozent der Deutschen wohnen in Mehrfamilienhäusern. Und die Zahl der Elektroautos steigt. Bis 2030 sollen 15 Millionen private Ladepunkte in Deutschland installiert sein - 70 Prozent davon in Wohngebäuden. Ohne eine schnelle Verbesserung der Förderung wird das nicht zu schaffen sein. Die Kritik von Prof. Dr. Markus Lienkamp vom TUM Mobility Institute ist klar: „Wenn wir nicht jetzt die Förderung massiv erhöhen, bleibt die Ladeinfrastruktur in Wohngebieten hinter den Bedürfnissen zurück.“
Was Sie jetzt tun können
- Prüfen Sie Ihre Rechte: Sind Sie Eigentümer? Dann haben Sie Anspruch auf KfW 440 - auch in einem Mehrfamilienhaus.
- Reden Sie mit Ihrer Gemeinschaft: Organisieren Sie eine Infoveranstaltung. Zeigen Sie die Kosten, die Förderung und die langfristigen Vorteile auf.
- Prüfen Sie landesspezifische Programme: In NRW, Baden-Württemberg oder Bayern gibt es oft zusätzliche Zuschüsse. Suchen Sie auf den Websites der Landesregierungen.
- Planen Sie den Netzanschluss: Fragen Sie einen Elektrofachbetrieb, ob Ihr Haus den Strombedarf aushält. Das ist der entscheidende Punkt.
- Beantragen Sie früh: Die KfW bearbeitet Anträge in der Reihenfolge ihres Eingangs. Je früher, desto besser.
Die Zahlen, die Sie wissen müssen
Ende 2023 gab es in Deutschland bereits 1,2 Millionen private Ladepunkte - 35 Prozent mehr als im Vorjahr. 80 Prozent aller Ladevorgänge finden zu Hause statt. Das zeigt: Elektromobilität ist keine Zukunftsvision mehr, sondern Alltag. Doch die Infrastruktur hinkt hinterher. Nur 15 Prozent der Wohnanlagen in Deutschland haben überhaupt eine Wallbox. Die Bundesregierung will bis 2030 15 Millionen private Ladepunkte schaffen. Das ist ehrgeizig. Und es wird nur funktionieren, wenn Eigentümer wie Sie jetzt aktiv werden.
Was Sie vermeiden sollten
- Nicht einfach eine Wallbox bestellen: Ohne Zustimmung der Gemeinschaft riskieren Sie, dass die Installation nicht genehmigt wird.
- Nicht auf den billigsten Anbieter setzen: Die Installation muss sicher und normgerecht sein. Ein billiger Elektriker kann später teuer werden.
- Nicht auf die KfW warten: Die Förderung ist nicht rückwirkend. Wenn Sie die Wallbox schon installiert haben, können Sie keinen Antrag mehr stellen.
- Nicht glauben, dass es bald besser wird: Das neue Programm 2026 ist gut - aber es kommt nicht morgen. Wer jetzt handelt, profitiert vom aktuellen Zuschuss und hat die Lücke geschlossen.
Wie lange hält die Förderung?
Die KfW 440 ist bislang auf unbestimmte Zeit angelegt. Aber das heißt nicht, dass sie für immer so bleibt. Die Förderung wird regelmäßig überprüft. Und es ist absehbar, dass ab 2026 das neue Programm die alte Förderung ablöst. Das bedeutet: Wer jetzt einen Antrag stellt, sichert sich die 900 Euro - und das zu den aktuellen, einfacheren Regeln. Wer wartet, riskiert, dass die Förderung später nur noch für bestimmte Fälle gilt oder dass die Antragsfrist abläuft.
Fazit: Wer jetzt handelt, spart langfristig
Die Förderung für Elektroladestationen in Wohnanlagen ist kein Luxus - sie ist eine Notwendigkeit. Wer ein Elektroauto hat oder plant, eines zu kaufen, braucht eine sichere, private Lademöglichkeit. Die KfW 440 bietet eine klare, einfache Unterstützung. Und wer in Nordrhein-Westfalen lebt, profitiert sogar noch mehr. Die größte Hürde ist nicht die Technik - sondern die Abstimmung mit der Hausgemeinschaft. Wer jetzt mit den Nachbarn spricht, die Vorteile erklärt und den Antrag rechtzeitig stellt, macht sein Haus zukunftsfähig. Und das ist mehr als nur eine Wallbox. Das ist ein Schritt in eine saubere, unabhängige Mobilität.
Kann ich die Förderung auch für eine Ladestation in meiner Garage beantragen, wenn ich Mieter bin?
Nein. Die Förderung durch KfW 440 und landesweite Programme wie ElektroMobilitätNRW gilt nur für Eigentümer von Wohngebäuden. Mieter können keine Förderung beantragen, es sei denn, sie sind auch Miteigentümer der Immobilie. Als Mieter können Sie nur mit Zustimmung des Vermieters eine Wallbox installieren - die Kosten trägt dann der Vermieter, und er kann die Förderung beantragen, wenn er Eigentümer ist.
Muss ich eine Photovoltaik-Anlage installieren, um die Förderung zu bekommen?
Nein, das ist nicht nötig - außer in Nordrhein-Westfalen. Dort verlangt das Land ElektroMobilitätNRW, dass der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt - also entweder über einen Ökostromtarif oder eine eigene Solaranlage. Die Bundesförderung KfW 440 hat keine solche Vorgabe. Sie können also eine Wallbox mit normalem Strom beziehen und trotzdem die 900 Euro Zuschuss bekommen.
Wie lange dauert es, bis das Geld ausgezahlt wird?
Die Bearbeitungszeit liegt bei durchschnittlich vier bis sechs Wochen, nachdem alle Unterlagen vollständig eingereicht wurden. Wenn Dokumente fehlen - etwa die Rechnung oder der Installationsnachweis - verzögert sich die Auszahlung oft um mehrere Wochen. Viele Antragsteller bekommen erst nach zwei Nachbesserungen die Zusage. Deshalb: Alles doppelt prüfen, bevor Sie den Antrag abschicken.
Kann ich mehrere Wallboxen fördern lassen - zum Beispiel für zwei Autos?
Ja, absolut. Die Förderung gilt pro Ladepunkt. Wenn Sie zwei Wallboxen installieren - etwa für zwei Fahrzeuge - bekommen Sie 900 Euro für jede. Das bedeutet: Bei zwei Ladestationen sind es 1.800 Euro Zuschuss. Die Anforderungen gelten für jede Station einzeln: Sie muss fabrikneu, nicht öffentlich zugänglich und an einem bestehenden Wohnhaus installiert sein.
Warum wird das Programm KfW 442 eingestellt?
Das Programm KfW 442 förderte die Kombination aus Photovoltaik-Anlage, Batteriespeicher und Ladestation. Es wurde bis Oktober 2022 angeboten und hat über 700.000 Anträge bearbeitet. Es wird nicht mehr weitergeführt, weil die Bundesregierung die Förderung strategisch neu ausrichtet. Der Fokus liegt jetzt auf der reinen Ladeinfrastruktur - nicht mehr auf der Kombination mit Solar. Die neuen Programme ab 2026 werden die Kombination wieder aufgreifen, aber dann mit anderen Regeln.
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